Das Delmenhorster Kreisblatt hat ein interessantes Interview mit Job-Coach Mathias Fischedick geführt, welches wir Euch natürlich nicht vorenthalten möchten.
In seinem Live-Programm „Überleben unter Kollegen“, das auf dem gleichnamigen Buch basiert, mit dem Businesscoach Mathias Fischedick am Sonntag, 27. Januar, ab 20 Uhr in der Delmenhorster Divarena gastiert, gibt der Coach auf humorvolle Weise Einblicke in die Psychen besonders nerviger Zeitgenossen und zeigt, wie die Zusammenarbeit mit Kollegen mehr Leichtigkeit bekommt.
Herr Fischedick, irgendwie kennt das doch jeder, der mit Kollegen zusammenarbeitet: Es gibt Trödeltanten, Jammerlappen, Besserwisser. Alle blöd. Man selbst ist natürlich die rühmliche Ausnahme. Der Job könnte so schön sein, wenn da nicht die Kollegen wären… Welche Typen haben Sie als Businesscoach ausgemacht?
Mathias Fischedick: Ich stelle in meinem Programm die fünf nervigsten Kollegen-Typen vor. Das Opfer, den Streber, den Wichtigtuer, den Prinzipienreiter und die Labertasche. Wobei ich gleich betonen muss, dass die Übergänge fließend sind. Den Typen in Reinform gibt es nicht.
Welcher Kollege nervt uns denn am meisten?
Wir sind immer dann besonders genervt, wenn der Kollege das Gegenstück zu uns selbst ist. Bin ich strukturiert, stört mich das Chaos auf dem Schreibtisch des Kollegen. Bin ich der eher chaotisch-kreative Typ, dann nervt mich der, auf dessen Schreibtisch alles akkurat ausgerichtet ist.
Gibt es denn den richtigen Weg, Arbeit zu erledigen?
Da sind wir schon am entscheidenden Punkt. Jeder glaubt natürlich für sich, den richtigen Weg gefunden zu haben, normal zu sein. Es gibt aber viele Ideen und Wege, wie man es richtig macht. Das muss man mal klarziehen.
Also ist es immer gut, sich auch selbst zu überprüfen?
Das ist der erste Schritt. Sich selbst fragen: Warum mache ich das so, wie ich es mache? Sich bewusst werden. Dann kann ich es auch anderen erklären und differenziert betrachten – und die Perspektive wechseln, um vielleicht Verständnis für Kollegen aufzubringen. Gute Zusammenarbeit unter Kollegen ist immer auch ein Prozess.
Wie sage ich dem Kollegen denn, dass er nervt?
Auf keinen Fall mit Druck. Der erzeugt immer Gegendruck. Eine aggressive Art bringt keinen Fortschritt. Man muss sich auch immer auf Augenhöhe begegnen.
Was kann passieren, wenn es nicht vernünftig läuft im Betrieb?
In der heutigen, schnelllebigen Zeit sind wir auf eine gute Zusammenarbeit mit anderen angewiesen und da die oft fehlt, sind Frust, Demotivation oder sogar Burnout die Folge. Wer immer gegen Widerstände kämpft und gegen seine eigenen Wertvorstellungen arbeitet, der kann davon krank werden.
Ein ernstes Thema. Aber ihr Live-Programm kündigen Sie als humorvolle Bühnenshow an.
Das ist mir auch wichtig. Mein Motto lautet immer: Lachen und lernen. Wenn wir entspannen, können wir mehr aufnehmen. Und es kann nicht schaden, wenn wir auch mal über uns lachen können.
Lachen und lernen also. Was kann ich denn mitnehmen aus Ihrem Programm?
Im Idealfall fühlen sich die Zuschauer, die ich auch ins Programm einbinde, gut unterhalten – und gleichzeitig setzt ein Denkprozess ein. Ich will zeigen, wie die Zusammenarbeit unter Kollegen mehr Leichtigkeit bekommt. Es gibt praktische Tipps, wie man besser mit den Kollegen auskommt, dadurch mehr Spaß bei der Arbeit hat und gleichzeitig sein Team, die Abteilung, ja sogar das ganze Unternehmen weiter nach vorne bringt.
Kann denn eine Erkenntnis sein, dass ich am Ende vielleicht den falschen Arbeitsplatz habe?
Natürlich. So ist es mir selbst mal ergangen, als ich für eine TV-Castingshow gearbeitet habe. Da musste ich ständig gegen meine eigenen Werte arbeiten. Wertschätzung und Freiheit sind mir persönlich wichtig. Und es sind Werte, die ich auch für jede Firma als richtig erachte. Ich musste da an einem Punkt überlegen: Bin ich hier richtig am Platz? Passen meine Wertvorstellungen mit dem zusammen, was von mir gefordert wird? Wenn ich dann feststelle, dass der Job nichts für mich ist, dann muss ich mich beruflich verändern. Das habe ich damals getan.
Kommen wir noch einmal zurück auf die unterschiedlichen Typen, mit denen man zusammenarbeitet. Ist es eigentlich besser, ein Team zu haben, das sich sehr ähnelt?
Klar ist, dass Kollegen im besten Fall zumindest ähnliche grundsätzliche Werte teilen. Was die Typen angeht, rate ich dazu, sich breit aufzustellen. Wenn ich einen sehr starken Torwart im Fußballteam habe, dann kann ich nicht sagen, ich stelle einfach elf sehr starke Torhüter auf. Die Mischung macht es. Ich brauche auch starke Einzelspieler, aber der Teamgeist muss stimmen.
Mischung ist ein gutes Stichwort. Ist ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen förderlich für das Betriebsklima?
Absolut. Für die Zusammenarbeit ist es gut, wenn viele Frauen im Team sind. Alphamännchen werden so gestutzt. Meiner Meinung nach sollten Frauen auch mehr Führungspositionen übernehmen.
Warum?
Mein Motto lautet immer: Lachen und lernen.
Frauen sind fitter in sozialer Kompetenz, sie sind sensibler, nehmen Strömungen besser auf. Was muss eine gute Führungskraft können? Führen. Frauen können das. Aber sie sollten dabei nicht den Fehler machen, immer männlicher zu werden. Davon rate ich ab. Frauen in Führungspositionen sollten weiblich bleiben.